Unsere Sprache

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sprachen in Skerbersdorf noch viele Bewohner sorbisch (oder wendisch, wie man bei uns sagt). Der in den zur Muskauer Andreaskirche gehörenden Dörfern benutzte Dialekt des Sorbischen wird als "Ostniedersorbisch" bezeichnet. Die Bewohner der Stadt Muskau sprachen im Gegensatz dazu zum größten Teil deutsch.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts dürfte in Skerbersdorf kaum noch ein Kind die wendische Sprache beherrscht haben. Meine um die Jahrhundertwende in Skerbersdorf bzw. Haide geborenen Großeltern berichteten, daß auch ihre Eltern schon Deutsch als Muttersprache benutzten - nur, wenn es um Dinge ging, die nicht für Kinderohren bestimmt waren, sprachen sie wendisch miteinander.

Bei uns werden auch jetzt noch viele aus dem Schlesischen stammende Wörter benutzt. Das ist kaum verwunderlich, gehörte Skerbersdorf doch seit 1815 zur preußischen Provinz Schlesien mit der Hauptstadt Breslau. Am meisten fällt dem Fremden das schlesische Füllwort "ock" auf, das man am ehesten mit "doch" übersetzen könnte. Wir sagen: "Kumm ock mit", "Nimm ock noch a Stückel".
Statt "nicht" wird oft das verkürzende "ni" (mit langem "i") verwendet: "Sei ock ni böse", "Geh ock ni weg"

Der oberlausitzische Dialekt hat uns dagegen kaum beeinflußt. Das typische rollende "R" endet noch südlich der Muskauer Heide, in Rietschen.

Nach der Wende hatte unser Kreis Weißwasser die Wahl, sich dem Land Brandenburg oder dem Land Sachsen anzuschließen. Die Bewohner entschieden sich mehrheitlich für Sachsen, das Land, zu dem bis 1815 die ganze Oberlausitz gehört hatte. Auf die hier gesprochene Mundart hatte das allerdings keinen Einfluß; bei uns ist nichts vom sächsischen Dialekt zu hören.


Nachfolgend haben wir einige Begriffe und Redensarten zusammengetragen, die typisch für unsere Gegend sind:

Beem (Groschen, 10-Pfennig-Stück)
Bubak (der böse Mann, mit dem man unfolgsamen Kindern drohte)
Eechelkäppsch (Eichelhäher)
einfedern (sich beeilen)
Fautzen (vom sorbischen fawca: Ohrfeigen)
Flederwisch (Gänseflügel als Handbesen)
gerlinge ("drück ock ni so gerlinge"=drück nicht so sehr)
gramhaftig (geizig, gierig)
Hanschken (Handschuhe)
Kurädel (vom sorbischen kurjatko: Pfifferlinge)
    kurjatko ist aber auch das sorbische Wort für "Küken"!
Lusche ((mit stimmhaftem sch) vom sorbischen luža: Pfütze)
Mooklöße (Mohnklöße: Speise für die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr
     aus gemahlenem Mohn, Zucker, Milch und Weißbrot)
Mookuchen (Mohnkuchen)
ock (geh ock, kumm ock, mach ock, nimm ock)
Papprutsch (vom sorbischen paproc: Farnkraut)
Pletsche (Tontopf)
Plinze (vom sorbischen plinc: Plinsen, Eierkuchen)
Plumpe (vom sorbischen plumpa: Pumpe)
Rebhühnel (Trinkflasche aus Ton)
Ritsche (Fußbank)
Schalaster (Elster)
scheebern (Heu zu Haufen (=zu Scheebern) zusammenschieben)
scheechen (es scheecht=es spukt)
Schiepel (vom sorbischen cipka: Küken)
schieren (quengeln)
schirgen (schieben, z.B. einen Handwagen)
schlindern (auf dem Eis rutschen)
Schniete (Schnitte, Scheibe Brot)
Schuschke, Zuschke (vom sorb. šiška :Kiefernzapfen)
speechen (vom sorbischen spešny: schnell) schnell rennen
Stamper (Stampfkartoffeln)
Stürze (Topfdeckel)
es treescht (es regnet stark)
verbechten (verschwenden)
Zaunsaule (statt "Säule" sagen wir "Saule")

"mit barbse Beene" (barfüßig)
"Wems bist denn du?" (Zu wem gehörst Du?)
"Das stinkt wie Huppatz" (vom sorbischen hupac: Wiedehopf)
"Ich gehe in die Pilze" (Ich gehe Pilze suchen)
"Mit Helmuten Holz machen" (Mit Helmut Holz machen)
"Ich habe Lehnigk Heinrich getroffen" (Wir nennen zuerst den Nachnamen, dann den Vornamen)
"Nimmock no a Hapsel" (Nimm doch noch einen Happen)

Bei uns benutzt man oft den Akkusativ anstelle des Dativs:

"Was hast du mit die Blumen gemacht?"
"Du bist aber heute schun zeitig uff die Beene" (Du bist aber heute schon früh aufgestanden)
"Das habe ich von die Kinder gekriegt"
"Ich war bei die Kinder zu Besuch"
"Das ha'm wa se erzählt" (Das haben wir ihnen erzählt)

Manchmal wird der Akkusativ auch anstelle des Genitivs benutzt:

"Das macht er doch bloß wegen die anderen"

Viele Skerbersdorfer Familiennamen kommen aus dem Sorbischen, z.B.

Bistrosch (vom slawischen bistry: schnell)
Buder (von budar: Büdner)
Dutschke (vom sorb. ausgesprochenen Wort "Deutscher")
Gloyna
Hipko
Hubatsch (von hubac: Großmaul)
Hundro (von hundro: Jagdspieß)
Huschto (von husty: dicht,eng)
Jainsch, Jainz, Jannack (slaw. Ableitung von Jan=Johannes)
Kaniut (von kania: Weihe (Raubvogel))
Kollar (von kolar: Stellmacher)
Kraske (von krasny: schön)
Ladusch (vom poln. ladny: schön)
Lehnigk (von lenik: Lehnsmann)
Milk (vom slaw. mily: lieb, teuer)
Radusch (vom slaw. rad: fröhlich)
Robel (von wrobl: Spatz)
Skorna (von škórnja: Stiefel)
Wehlam (vom slaw. wel..: groß, stark)

Typisch für unsere Gegend sind Namen, die auf "o" enden -
meistens ein Zeichen für ihre sorbische Herkunft:


Balko
Bertko
Budo
Fetzko
Hantho
Hipko
Honko
Hundro
Huschto
Juretzko
Nicko
Paulo
Petho

Weitere in unserer Gegend verbreitete Namen sorbischen Ursprungs:

Borowitzki (von borowica: Kiefer)
Krautz (von krawc: Schneider)
Mlinsk (von mlynk: Müller)
Noack, Nowak (vom slaw. novy: neu)
    Einer der häufigsten Familiennamen in unserer Gegend.
    Von den ca. 8000 Telefonbuch-Einträgen zu "Noack" in Deutschland
    kommt ca. ein Viertel aus der Lausitz!
Stupka (von stupka: Hirsestampfer)
Thomaschk (vom slaw. dom: Haus)
Wolsch (von wólša: Erle)

Internet-Links:

Sorbisch-deutsches Online-Wörterbuch:
http://www.boehmak.de

Graphische Darstellung der Verbreitung von Namen in Deutschland, Polen und der Schweiz:
http://www.verwandt.de/karten/absolut/nicko.html